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16 März 2024

Interview mit Alberto Ottieri, Präsident der Umberto und Elisabetta Mauri Stiftung

Autor: Laura Pugno

Interview mit Alberto Ottieri,  Präsident der Umberto und Elisabetta Mauri Stiftung Yuma Martellanz

Im breit gefächertem Panorama der italienischen Verlags- und Buchwelt stellt die Umberto und Elisabetta Mauri Schule für Buchhändler, die von der gleichnamigen Stiftung organisiert wird, eine Besonderheit dar. Für newitalianbooks haben wir ihren Präsidenten, Alberto Ottieri, interviewt, wobei wir unseren Fokus vor allem auf die Aktivitäten der italienischen Buchhandlungen im Ausland gelegt haben.

 

 

Wie würden Sie den Lesern von newitalianbooks im Ausland die Aktivitäten und Initiativen der Umberto und Elisabetta Mauri Schule für Buchhändler beschreiben?

 

Die Umberto und Elisabetta Mauri Schule für Buchhändler wurde vor 41 Jahren als ein Seminar für Fachleute aus dem Bereich des Buchhandelsmanagements oder für Buchhändler gegründet, die mehr über die wirtschaftlichen und finanziellen Aspekte des Managements erfahren wollten. Mit derselben Motivation, Leidenschaft und Neugierde, die sie naturgemäß für Bücher haben, lernen die Teilnehmer nützliche Fächer wie Marketing, Kundenservice, Sortiment, soziale Netzwerke und Personalmanagement. So erhalten sie das erforderliche Rüstzeug, um sich auf einem immer selektiveren Markt zu behaupten. In Italien beträgt der Anteil der unabhängigen Buchhandlungen aktuell 16 % des Marktes, wobei die Konkurrenz der Buchhandelsketten, aber vor allem auch die des Online-Handels in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Die Schule organisiert ein fünftägiges Fortbildungsseminar in der Cini-Stiftung in Venedig, das jedes Jahr im Januar stattfindet, und dazu von März bis April ein- oder zweitägige Kurse in der Mailänder Triennale. An den Kursen nehmen sowohl unabhängige als auch Franchise- oder Kettenbuchhändler teil, die ihre Erfahrungen und ihr Fachwissen untereinander austauschen. Die Dozenten sind zumeist Buchhändler, Universitätsprofessoren und nationale und internationale Referenten, die Experten im Bereich der Leitung von Buchhandlungen sind.

 

 

Sind die Chancen und die Herausforderungen der Buchhandlungen in Italien und die der italienischen Buchhandlungen im Ausland die gleichen oder nicht?

 

Im Buchmarkt sind die Sprache und Traditionen eines Landes besonders stark verwurzelt, diese müssen von jedem, der eine Buchhandlung leitet oder eröffnet, zuvor verinnerlicht werden. Auch wenn die Leitung einer Verkaufsstelle überall, wo es eine Buchhandlung gibt, gleich ist, so unterscheiden sich jedoch das Sortiment und die Fähigkeit, eine eigene Identität zu schaffen, vor allem in einem fremden Land. Die Chance und die Herausforderung bestehen darin, die Wünsche der Leser durch eine umfangreiche Kenntnis ihrer Umgebung und Realität zu erkennen und sich zudem an einen Servicestandard anzupassen, der von Land zu Land unterschiedlich sein kann. Die Vermarktung des italienischen Buchs im Ausland ist mit einer starken Spezialisierung vergleichbar, die die große Fähigkeit voraussetzt, Beziehungen und Kontakte nicht nur mit privaten Lesern, sondern auch mit der Welt der Unternehmen und Institutionen aufzubauen.

 

 

Im Januar fand die 41. Ausgabe des Seminars für professionelle Buchhändler der Schule statt.  Zu den behandelten Themen gehörten wirtschaftliche Marktszenarien, künstlerische Intelligenz, neue Entwicklungen im Bereich des digitalen Publizierens, die Lesegewohnheiten und die Kundenbindung der jüngeren Generationen. Welche Schlussfolgerungen wurden gezogen und was erhofft man sich für die Zukunft?

 

Seit der Pandemie hat die Welt des Buches und des Buchhandels eine kopernikanische Revolution erlebt, in der die Leser dank der Nutzung sozialer Netzwerke (in erster Linie TikTok) das physische Buch im Allgemeinen und damit neue Inhalte wie Liebesromane, Comics, Manga und selbst Klassiker wiederentdeckt oder entdeckt haben. In dieser neuen Welt stehen der Buchhändler und die Buchhandlung im Mittelpunkt eines neuen Interesses, das die Beziehungen der Buchhandlung sowohl zu jüngeren als auch zu allen anderen Lesern festigt, denn sie bietet ihnen einen konkreten Bezugspunkt. Die digitale Welt hat es geschafft, dem Buchladen eine neue Rolle zu geben. Das junge Menschen eine Kombination aus digitalem und realem Buchladen suchen, lässt hoffen, dass die neuen Generationen ihre Leidenschaft für Bücher und ihre Geschichten wiederentdecken und sich weniger für Videospiele oder Fernsehserien interessieren. Eine neue Generation von Lesern ist bereit, von einer neuen Generation von Buchhändlern bedient zu werden. Auf die Kälte des E-Commerce antwortet die Buchhandlung mit Kompetenz und Leidenschaft.

 

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