Era un bravo ragazzo

Dies ist die Geschichte von zwei Freunden, zwei Müttern, zwei Ehefrauen. Wir befinden uns zwischen Sciacca und Pertuso Piccione im westlichen Sizilien. Giovanni und Santino träumen beide von einer sanften Befreiung, inmitten von Gagarins Flug, dem amerikanischen Kino und der Schönheit ihres Dorfes. Giovanni muss den sozialen Ehrgeiz seiner Mutter Cettina befriedigen, Santino will seine Mutter Assunta von dem zweifelhaften Geschick erlösen, das sie auf sich genommen hat, um die Familie zu ernähren. Was wird passieren, wenn wir groß sind? Und was bedeutet es, groß zu werden? Was für Männer werden wir sein? Sie haben keine Zeit, Antworten zu finden: Nach und nach werden sie aufgesogen von dem, was über ihre Köpfe hinweg beschlossen wird. Santino wird ein Fürst des Betons, der immer höhere, immer stärker manipulierte Wetten eingeht. Giovanni wird Anwalt, empfohlen von zweifelhaften, mächtigen Personen, und stellt seine Fähigkeiten als Mann des Gesetzes in den Dienst derer, die das Gesetz nutzen, um den Vorteil von wenigen gegenüber dem Bedarf von vielen zu verbergen. Beide machen hervorragende Partien und feiern Erfolge in den dunklen achtziger Jahren, den schrecklichen Jahren der Mafiakriege. Die engagierte Anwältin Anna, die auf Wasserrecht spezialisiert ist, möchte Giovanni, der mit der reichen Veronica verheiratet ist, „erlösen“. Margherita, die ergebene Ehefrau, sichert Santino ein Familienleben, das vor Blut und Gewalt geschützt zu sein scheint. Aber das öffentliche und das private Bauwesen lassen weder Transparenz noch Gerechtigkeit zu und die beiden Freunde werden in eine ausweglose Spirale hineingezogen. Nur die Blendungen der Jugend und die strahlende Schönheit von Assunta halten dem stand – Verkörperungen eines ersehnten Siziliens, das nicht aufhört, vom eigenen Wohl zu träumen. Das Werk von Simonetta Agnello Hornby ist nicht nur ein Roman über eine Mafia, die vielleicht nicht schießt, aber die Wirtschaft der Insel regiert, sondern vor allem eine Geschichte über die gewalttätige Macht der Familie und den verzehrenden Wunsch, in die Heimat zurückzukehren, in der Identität und Hoffnung verwurzelt sind.