Borgo Sud

Es ist der dunkelste Moment der Nacht, derjenige vor dem Morgengrauen, als Adriana mit einem Baby im Arm zur Tür stürmt. Sie hatten sich schon lange nicht mehr gesehen, und ihre Schwester wusste nicht einmal, dass sie ein Kind erwartete. Aber vor wem läuft sie weg? Ist sie wirklich in Gefahr? Adriana bringt immer ein vitales, freches Durcheinander mit, aber vor allem einen entschlossenen Drang, der Wahrheit ins Auge zu sehen. Selbst die unbequemste, oder eine allzu bittere. Urplötzlich füllen sich die Räume mit Stimmen, mit Zweifeln, mit Fragen. Als Adriana, zerzaust und fliehend, die Wohnung ihrer Schwester und ihres Mannes betritt, zeigt sie, die scheinbare Trägerin der Unordnung, den Riss auf, der diese Ehe durchzieht: Pieros Abwesenheiten, seine Empfindlichkeit, seine distanzierte Eleganz bekommen langsam eine ganz neue Bedeutung. Jahre später zwingt ein plötzlicher Telefonanruf die Erzählerin dieser Geschichte, die französische Stadt, in der sie zu leben beschlossen hat, überstürzt zu verlassen. Es beginnt eine unendliche Nacht des Reisens – in der sie ihre Erinnerungen zusammensetzen muss –, die sie zurück nach Pescara führt, genauer gesagt nach Borgo Sud, dem Küstenviertel der Stadt. Erst dort, in diesem ebenso undurchdringlichen wie einladenden Mikrokosmos mit seinen unanfechtbaren Gesetzen und seinen gastfreundlichen, rauen Menschen, wird sie herausfinden können, was wirklich geschehen ist, und vielleicht Frieden mit der Vergangenheit schließen. Donatella Di Pietrantonio kehrt nach Arminuta mit einem spannenden, intimen Roman zurück, der auf jeder Seite intensiv ist und Emotionen und Tiefenschärfe zu vereinen vermag.