Alma
von Manzon Federica
Drei Tage dauert die Rückkehr von Alma nach Triest, die einst aus der Stadt geflohen ist, um weit weg ein neues Leben zu beginnen. Nun ist sie zurückgekehrt, um das unerwartete Erbe ihres Vaters anzutreten. Ein Mann ohne Wurzeln, der den Kult der Vergangenheit und deren Spuren hasste, ein Vater voller Charme, aber schwer fassbar, der über die Grenze kam und ging, ohne dass man wusste, welche Arbeit er dort auf der Insel im Schatten von Marschall Tito, dem „Schlangenauge“, verrichtete. In Triest entdeckt Alma die vergessenen Orte auf der Landkarte ihres Lebens wieder. Sie entdeckt das schöne Haus in der Platanenallee wieder, in dem sie dank ihrer Großeltern mütterlicherseits ihre Kindheit verbrachte, die die mitteleuropäische Tradition pflegten und in kultivierten und weltgewandten Cafés verkehrten. Lichtjahre entfernt von der lärmenden Unordnung ihres Zuhauses, „wo die Leute kamen und gingen und es schien, als wären die Kleider nie aus den Koffern genommen worden“. Sie findet das Haus auf dem Karst, in das sie plötzlich umgezogen sind und in dem auch Vili ankam, der Sohn von zwei mit ihrem Vater befreundeten Belgrader Intellektuellen. Vili, der von einem Tag auf den anderen in ihr Leben trat und Österreich-Ungarn ein für alle Mal auslöschte. Aus den Händen von Vili, der „ein Bruder, ein Freund und ein Gegenspieler“ war, soll Alma nun das Erbe ihres Vaters erhalten. Doch Vili ist der letzte Mensch, den sie wiedersehen möchte. Die drei Tage, die mit dem orthodoxen Osterfest kulminieren, werden so zur Trennungslinie zwischen dem, was gewesen ist und nie mehr zurückkehren kann – der Kindheit, der Freiheit, dem Jugoslawien ihres Vaters, der verlockenden Luft, die im Schatten der Grenze geatmet wird – und dem, was sein wird. Federica Manzon schreibt einen Roman, in dem sich persönliche, familiäre und länderübergreifende Identität, Erinnerung und Geschichte ständig suchen und sich wieder entziehen. Dabei wird Triest zum Ausgangspunkt unserer eigenen nicht immer leichten Versuche, zu verstehen, wer wir sind und wo unsere Heimat ist.
- Verlag Feltrinelli
- Erscheinungsjahr 2024
- Seitenanzahl 272
- ISBN 9788807035784
- Ausländische Rechte silvia.ascoli@feltrinelli.it
- Preise 18.00
Manzon Federica
Federica Manzon arbeitet an der Organisation des Literaturfestivals Pordenonelegge mit und ist Herausgeberin der Zeitschrift „Nuovi Argomenti“. Unter ihren Titeln, Come si dice addio (Mondadori, 2008), Di fama e di sventura (Mondadori, 2011), Finalist beim Campiello Literaturpreis, La nostalgia degli altri (Feltrinelli, 2017), Il bosco del confine (Aboca, 2020) und Alma (Feltrinelli, 2024).
