Quando sarai nel vento
von Di Fiore Gianfranco
Abele verließ seine Heimatregion Cilento in Süditalien, um die Winde in den Bergen der Abruzzen zu studieren. Von einer Wetterstation aus, in der die entsprechenden Instrumente nicht mehr anzukommen scheinen, entfaltet sich eine fast mondähnliche Landschaft, die durch das Erdbeben verwüstet und sowohl von Menschen als auch von ihren Hoffnungen entvölkert wurde. Abel verbringt dann seine Zeit damit, die schillernden Hänge des Gran Sasso zu bestaunen, mit einem elektronischen Stethoskop das unterirdische Summen der Erde abzuhören und Fotos von seiner „gebrochenen Hand“ zu machen. Wenn er aus dieser akademischen Einsiedelei herunterkommt, teilt er seine Zeit auf zwischen dem Zimmer, das er bei den Hensels gemietet hat – einem alten jüdischen Ehepaar, das Grausamkeit als Druckmittel gegenüber der Welt einsetzt –, einigen Raves, bei denen die Ekstase die Beziehung zwischen Wahrnehmung und Realität entkoppelt, und den Stunden, die er gemeinsam mit Marlena, die gleich Dantes untröstliche Beatrice nach und nach zur Königin dieses wartenden Universums wird, über einen Film zum Thema Wind phantasiert.
Was letztlich diese stagnierende Ruhe durchbricht – innerlich und äußerlich – ist die Vergangenheit, die zurückkehrt. Und mit ihr eine Reise, die Abel auf den Spuren seines Vaters zwischen Argentinien, New York und Paris hin- und herführt. Eine Reise, die er mit Marlena unternimmt, unter deren Schritten „allein die Stille der Anmut“ liegt, die aber auch von Einsamkeit und Apathie geprägt ist: Der Wind ist nun verschwunden, und ohne seine Kraft bleiben nur die erdverbundene Menschlichkeit, die Abels Entdeckungen begleitet, der beißende Geruch der Brände, die den Globalen Süden verwüsten, die von Walt Whitman inspirierten Kämpfe der Umweltschützer in weißen Overalls und Gasmasken in der Schwebe. Umhüllt von klaren Klängen und starrem Licht, wie so viele Schnappschüsse, die gegen alles ankämpfen, was vorbeigeht, verblasst, vergessen wird.
Quando sarai nel vento (Wenn du im Wind stehst) ist eine Sinfonie in vier Sätzen, in der jedes einzelne Motiv – erweitert, entwickelt und erneut aufgenommen – ein Ausschnitt aus den unendlichen Schwingungen ist, die uns und die Welt aufwühlen: selten im Einklang, aber stets in Erwartung der Tonart, die ihnen eine Ordnung verleiht, einer Kadenz, die sie in die Harmonie zurückführt.
- Verlag 66thand2nd
- Erscheinungsjahr 2018
- Seitenanzahl 508
- ISBN 9788832970272
- Ausländische Rechte Foreign Rights: Clementina Liuzzi Literary Agency.it info@litag.it – Head of Rights: rights@66thand2nd.com
- Ebook A
- Auszeichnungen Shortlisted for Flaiano Prize 2018, Marzani Internationl Prize 2018
- Preise 18.00 €
Di Fiore Gianfranco
Gianfranco Di Fiore wurde 1978 geboren. Seit seinem Debüt mit dem Roman La notte dei petali bianchi (Die Nacht der weißen Blütenblätter) im Jahr 2011 hat er mehrere Kurzgeschichten in verschiedenen Anthologien veröffentlicht.
