Prima di noi
von Fontana Giorgio
Die Geschichte einer Familie in Norditalien zwischen dem Beginn eines Jahrhunderts und dem Anbruch eines anderen. Eine ständige Suche, mal freiwillig, mal erzwungen: von den Bergen in die Ebene, vom Dorf in die Vorstadt, von den Feldern in die Fabriken. Die Zeit vergeht. Die Vergangenheit webt Schicksale, die Zukunft hüllt sie in Nebel. Dazwischen eine Gegenwart, die nie aufzuhören scheint und den einzig greifbaren Horizont bietet – Szenarium für Chancen, Käfig für Sehnsüchte. Dies ist das Panorama, in dem die Figuren aus Giorgio Fontanas Familie Sartori leben und sterben, seit der erste von ihnen nach dem Rückzug aus Caporetto vor der Armee flieht und in einem Landhaus ein Mädchen trifft. Weiterhin begegnen wir einem in Nordafrika vermissten Sohn und zwei überlebenden Männern mit ihren neuen Familien, bevor wir in der Gegenwart ankommen: Eine junge Frau besucht das Grab ihres Urgroßvaters, womit sich ein Kreis schließt. Vier Generationen, von 1917 bis 2012, die vom ländlichen Friaul ins moderne Mailand ziehen, zwei Weltkriege und den Wiederaufbau erleben, nach persönlichem Erfolg streben, von der Revolution träumen, sich ans Lehrerpult einer Schule oder an den Schreibtisch eines multinationalen Unternehmens setzen. Es geht um ein Jahrhundert, das irgendwie viel zu lang ist und für die Sartori alles bereithält: Schuld, Scham, Wut, Raserei, die Reise. Immer ist da die Konfrontation, so gut wie nie die Ruhe oder das ultimative Glücksgefühl. Aber die Sartori brauchen dies auch nicht, und vielleicht glauben sie nicht einmal an das Glück. Denn wenn man sowieso überall auf der Welt kämpfen und sich abrackern muss, dann lernt man besser gleich, seine Ängste zu akzeptieren und sich dort zu arrangieren, wo das Leben uns hinschickt. Die Geschichte der Sartori steht unter der Last einer Vergangenheit, die nichts als Müdigkeit und Komplexität zu hinterlassen scheint, selbst in den klarsten Gesten der Liebe. Wenn die Fehler und das Unglück der Väter auf die Kinder übergehen, wie wird man sie dann los? Gibt es so etwas wie eine Urkraft, die eine ganze Familie zu ewiger Unruhe verdammen kann? Wie kann man sich selbst und seine Abstammung rehabilitieren? Die Antwort auf all diese Fragen liegt in der Stimme einer neuen Zeit, im Blick eines, der in ihr lebt, in den Worten eines Schriftstellers, der noch nicht einmal vierzig Jahre alt ist. Mit den Mitteln der Literatur begegnet er Themen wie Armut, Erlösung, Glauben und Politik, dem Mut der Schwachen und der Gewalt der Starken.
- Verlag Sellerio Editore Palermo
- Erscheinungsjahr 2020
- Seitenanzahl 886
- ISBN 9788838940224
- Ausländische Rechte emanuele.malpezzi@pnla.it
- Preise 22.00
Fontana Giorgio
Giorgio Fontana wurde 1981 in Saronno geboren und lebt in Mailand. Der Verlag Sellerio hat folgende Bücher von ihm veröffentlicht: Im Namen der Gerechtigkeit (2011), Tod eines glücklichen Menschen (Premio Campiello, 2014), Un solo paradiso (2016), Prima di noi (2020, Premio Mondello, Premio Salgari, Premio Bagutta und Premio Corrado Alvaro-Libero Bigiaretti), Il Mago di Riga (2022).
