La parabola dei tre anelli. Migrazioni e metamorfosi di un racconto tra Oriente e Occidente

Die in diesem Buch vorgestellten Religionen – Judentum, Christentum, Islam – haben ein Element und eine verstörende Problematik gemeinsam: die Geschichten von Ringen, die zwischen Ost und West wandern, sich verwandeln, Identitätsgrenzen überschreiten und geopolitische Karten neu abstecken. Und dies ab der ältesten bekannten Erzählung, der Parabel von einer in der Nacht heruntergefallenen Perle, die in einem Dialog zwischen Timotheus I. und al-Mahdi im Bagdad des 8. Jahrhunderts enthalten ist, über die dritte Novelle des ersten Tages des Dekameron bis hin zum Aufklärungsdrama Nathan der Weise von Lessing. Es handelt sich stets um jene „Lücke“, die der echte Ring markiert, der unter den Kopien vermischt wird, die ein guter Vater – laut Boccaccios Version – gefälscht hat, um keines seiner drei geliebten Kinder zu kränken. Dieses führt zur Ununterscheidbarkeit des ursprünglichen Juwels, zum Zweifel darüber, wem er gehört und wo er zu finden ist. Und genau diese „Leere“ erinnert, indem sie den Anspruch auf eine exklusive Ursprünglichkeit aufhebt, alle Religionen an die Nichtigkeit von Verschlossenheit und Intoleranz.