Bücher
5 Dezember 2023

Centomilioni

von Cai Marta
Centomilioni

„Sei nicht grausam. Sei nicht sentimental. Versuche, wirklich etwas zu fühlen.“ Es wirkt wie eine Liebesgeschichte, aber es ist eine Geschichte der Gewalt, die kurz vor dem Ausbruch steht, eingekeilt in einer endlosen Ebene, die es für immer verhindert, über den Hügel zu schauen. Im Mittelpunkt steht Teresa, die sich in ihrem Tagebuch als „alte Jungfer aus der Provinz, ein Fräulein ohne Eigenschaften“ bezeichnet. Sie lebt noch bei den Eltern, erdrückt von einer pantagruelischen Routine: Donnerstags Kalbshaxe, dienstags Kutteln, Fisch nur, wenn er frisch ist. Dann kommt Alessandro, und auf einen Schlag steht die Welt in Flammen. Alessandro, der super aussieht, der alles will und nichts hat. Bewaffnet mit einer erbarmungslosen, lyrischen, humoristischen Sprache, die in jeder Zeile zu verblüffen vermag, spaziert Marta Cai durch die Straßen einer anonymen Kleinstadt und schafft es, uns dorthin mitzunehmen, gefangen zwischen Reihenhäusern, Marktständen und sehr fernen Horizonten. Mit der Gewissheit, dass ganz plötzlich etwas Schreckliches passieren wird. Teresa ist siebenundvierzig und lebt in einem Provinzstädtchen, „weder klein noch groß, weder bekannt noch unbekannt“. Die ewige Tochter, einer despotischen, habgierigen, geschwätzigen Mutter hörig. Teresa ist mager wie eine trockene Pflaume und raucht Kette. Sie ist allein, einsam und überlebt, indem sie dem leichten Rhythmus der Tage folgt: Erledigungen im Zentrum, Englischstunden in der Nachhilfeschule, in der sie arbeitet, Fahrradtouren. „Ich lebe wie die Flunder auf dem Meeresgrund“, vertraut sie wie ein junges Mädchen ihrem geheimen Tagebuch an. Nur in diesen Zeilen, dem einzigen Freiraum, der ihr gewährt ist, kann sie über Alessandro fantasieren, einen ehemaligen Schüler, der so gut ausseht und fast zu nett ist. Teresa träumt von ihm mit einer Intensität, die sie betäubt. Aber als er nach Monaten der Leere plötzlich vor ihr auftaucht, hat er ganz anderes im Sinn. Mit ihrem Blick und ihrer Stimme erhellt Marta Cai alles: Es gelingt ihr, direkt den Standpunkt ihrer Hauptfiguren einzunehmen und das Stimmengewirr in ihren Köpfen wiederzugeben, die Parallelmontage perfekt auszugleichen und sie dann explodieren zu lassen, ihre Teresa liebevoll und doch mit Schärfe zu behandeln.

  • Verlag Einaudi
  • Erscheinungsjahr 2023
  • Seitenanzahl 144
  • ISBN 9788806255848
  • Ausländische Rechte Valeria Zito - valeria.zito@einaudi.it
  • Ebook www.einaudi.it
  • Preise 14.50

Cai Marta

Marta Cai wurde 1980 im piemontesischen Canelli geboren und lebt seit einigen Jahren in Curitiba, in Brasilien. Sie übersetzte zahlreiche Bücher. Einige ihrer Erzählungen wurden in Zeitschriften („Inutile“, „Il Reportage“) und 2019 in der Sammlung Enti di ragione (Edizioni SuiGeneris) veröffentlicht.

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